Sie kennen das alle: da unterhält sich jemand mit ihnen, der eigentlich nur sich selbst unterhalten möchte und kaut ihnen unhöflich ein Ohr ab.

Fahrrad-taugliche Funktionskleidung von Kopf bis Fuß und seit zehn Minuten predigt er unbeeindruckt von jeder Intervention meinerseits als hätte ihn sein Debattierklub vor drei Monaten rausgeworfen. Irgendwohin müssen die Sätze ja. Warum also nicht in mein Ohr?

Natürlich ist unser Gespräch hoch politisch.

Er klärt mich darüber auf, dass die Israelis und Palästinenser so einen richtigen Bürgerkrieg brauchen, eine „Implosion der Systeme“, der die Fundamentalisten aus beiden Lagern spült. Er offenbart mir, dass wir uns nach der marxistisch-leninistischen Theorie mit allen unterdrückten Völkern verbinden, ja solidarisieren müssen.

Unterdrückt?

„Ich fühle mich gerade als Zuhörer von ihrem Redefluss unterdrückt“ „Na, sie haben doch gefragt.“ „Ja, aber vor zehn Minuten.“ „Mh.“ „Und auch nicht danach.“

Abermals unbeeindruckt fährt er in seinen Ausführungen fort. Ich muss ein wenig lachen, schnappe meine Jacke und lasse ihn sitzen. Zuzuhören war kein Problem, aber dass er sprach wie in einen leeren Raum hinein, das stieß mir auf.