Über-Demokratie

„Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen. Der Staat muss untergehn, früh oder spät, wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.“ Dieses Zitat stammt nicht von einem rechten Spinner, sondern von Friedrich Schiller. Und es schmerzt besonders, da wir heute feststellen müssen, dass die Demokratie keinesfalls mehr gesetzt und stabil ist.

BRISANTE FAKTEN

Heutzutage wirken diese Zeilen geradezu bedrohlich, wenn es laut einer Studie noch knapp 45 Prozent der nach 1980 geborenen Europäern wichtig ist, in einer Demokratie zu leben, dass 27 Prozent der Politik überhaupt nicht mehr vertrauen und dass 13 Prozent der 16- bis 24-jährigen Europäer der Überzeugung sind, die Demokratie sei ein schlechter Weg, ein Land zu führen.

Es gibt also Redebedarf und wir wollen uns dem annehmen. Mit einem Format, dass nicht Experten und Politiker auf ein Podium setzt, sondern über eine zurückhaltende Moderation, die aus dem Publikum echte Teilnehmer macht. Wir möchten zuhören, differenzieren und ungezwungenen sprechen. Und wenn es doch einmal hitzig wird, vertrauen wir auf unsere Cellestin, die uns musikalisch leise, laut und listig wieder in den Dialog zieht. 

Im Salon & im Blog

Die Diskussionen bereiten wir online auf unserem Blog vor. In Dossiers sammeln wir Artikel zu den Themen und kommentieren selber oder in Gastbeiträgen vorab, so dass die Gespräche im Nachhinein nicht einfach verpuffen, sondern weiter wirken. 


Bisherige Veranstaltungen 

28. Februar 2018, 18 Uhr

Nobelpreis und Führerkult – das neue Europa zwischen Werten und Macht.

Nicht Wirtschaft oder Handel, Werte sind es, die die europäische Union im Kern zusammen halten sollen. Dafür gibt es die europäische Charta der Grundrechte und das Bekenntnis aller Staaten zur Demokratie und zum Rechtsstaat. Doch dieses Bekenntnis beginnt zu bröckeln, wenn in Ländern wie Polen oder Ungarn plötzlich demokratische Prinzipien mit Füßen getreten werden und autoritäre Parteien von Lissabon bis Tallinn wie Pilze aus dem Boden schießen.

Der Friedensnobelpreisträger EU muss nun Probleme lösen, die seine Existenz bedrohen. Er muss jetzt beweisen, dass ein Staatenbund aus freien und offenen Demokratien auf Dauer möglich und erstrebenswert ist. Und wir sind mitten drin.

29. November 2017, 20 Uhr

Küsst den starken Mann? Demokratie in Zeiten von Erdogan, Kurz, Macron und Trump.

Vor nicht allzu langer Zeit, da war Demokratie noch ein Wert an sich. Ganz abgesehen davon, was dabei letztlich an Ergebnissen rauskam. Früher galt es einfach als erstrebenswert, dass die Bürger im Staat mitbestimmen dürfen und nicht von oben herab regiert werden. Ja, so verrückt es klingt, für diese Idee haben Menschen sogar mit ihrem Leben bezahlt. Und was ist heute?

Heute beobachten wir, wie in gestandenen Demokratien und entwickelten Ländern Persönlichkeiten an die Spitze des Staates gewählt werden, die vor allem eines versprechen: nicht lange zu fackeln und stattdessen einfach zu machen. Von oben herab und ohne große Diskussion.

Diese Einstellung rüttelt an unserer Gesellschaft, denn jeder dieser starken Männer und Frauen an der Spitze nimmt der Demokratie die Luft zum Atmen.

21. September 2017, 20 Uhr

G(ewalt)20 – Kein Grund zu randalieren?

Der G20-Gipfel und die damit einhergegangenen Krawalle im Hamburger Schanzenviertel werfen drängende Fragen auf. Die bundesrepublikanische Geschichte zeigt uns, dass große soziale und ökologische Veränderungen wie die Rentenversicherung, die 68er-Revolte oder der Atomausstieg auch durch gewalttätigen Protest gegen den Staat erzwungen wurden. Daher wollten wir wissen:

  • Ist die Gewalt gegen den G20-Gipfel legitim?

  • Wie gehen wir um mit der gewohnheitsmäßigen Brutalität des schwarzen Blocks?

  • Ist ein Konzert in der Elbphilharmonie das passende Symbol in Zeiten sozialer Härten?

  • Wie passen 95 interne Ermittlungen gegen Polizisten wegen übertriebener Härte dazu?

Und dann wurde den Protesten auch noch der politische Hintergrund abgesprochen. Martin Schulz meint gar: "Wer randaliert ist nicht links, sondern einfach nur bescheuert." Ist Randale also immer unpolitisch?


Veranstaltungs-Blog